Turnierplatz „Pikierplatz“, Schüttenkamp – Die Übungsgelände der Burgmänner, der Bürger und der Schützengesellschaft
In Nienborg befanden sich an den drei Stellen militärische Übungs- und Spielgelände, für die Burgmänner, die gemeinen Bürger und für die Schützengesellschaft.
Auf der Landesburg Nienborg, auf dem Platz, auf dem heute die Pfarrkirche St. Peter und Paul steht, soll sich nach einem Bericht des Bürgermeisters Dr. Hermann Grevinck von 1822 ursprünglich der Turnierplatz der Burgmänner befunden haben.
Das Übungsgelände der Bürger zu Nienborg, die zur Verteidigung der Stadt laut Bürgerbescheid verpflichtet waren, befand sich außerhalb der Siedlung in dem Wiesengelände rechts der Straße nach Wichum, gegenüber der Wassermühle. Heute trägt diese Parzelle den Flurnamen „Jammertal“. Die ursprüngliche Bezeichnung des Übungsgeländes war „Pikierplatz“, benannt nach der Pike (französisch pique = Spieß; piquer = stechen), der Nahkampfwaffe der Bürger. Hier fanden noch im 18. Jahrhundert die Musterungen der Nienborger Bürger und der Callenbecker Bauern statt. 1796 bat der Senior-Burgmann Ernst von Delwig den fürstlichen Jäger Hitzelberge, der Bauerschaft Callenbeck zu bescheinigen, dass „fur das musterern und exercieren der besagten bauren auf den in der Nienborgscher jurisdiction belegen sogenanden Rönnacker oder Piquerplatz“ jährlich 5 Reichszahler bezahlt würden. Der Pikierplatz war Eigentum der Nienborger Burgmänner. Beim Verkauf der gemeinsamen Burgmännergüter in Nienborg wurde er 1811 für 7 Reichstaler 4 Stüber an die Witwe des Notars Meiners verkauft.
Die Vogelstange dagegen stand in der Nähe des Heilig-Geist-Armenhauses und seiner Kapelle, an der heutigen Schützenhauses.
In einem „Verzeichnis der Nienborger Armenhäuser Fonds“ aus der Zeit um 1825 wurde sie erstmals erwähnt. Dort heißt es „der Schürkamp liegt hinter Nienborger Vogelstange, ist ebenflas auf der hiervor, fol. 21, gemeldeten Charte gezeichnet, daselbst in 6 Stücke geteilt und beträgt 31 Scheffel 2/3 Spind 1 Quadratrute, gränzet gegen Westen an den Weg von Nienborg nach Schöppingen, gegen Osten an die Ländereien des Fräulein von Schildern, jetz H (err) Laprevote. Dieser Kamp ist jetzt in 11 Stüke geteilt und gehört zum Heilge Geist Armenhaus Fonds“.
Die Vogelstange stand noch bis zum Zweiten Weltkrieg an dieser Stelle. 1950 wurde sie auf dem Nienborger Sportplatz errichtet.
Südwestlich der Landstraße von Nienborg nach Münster, des Schöppinger Dammes, und südöstlich an das Heilg-Geist-Armenhaus in Nienborg angrenzend lag der Schüttenkamp. Die Flurbezeichnung ist noch heute gängig. Dem Namen nach zu urteilen könnte es sich hier sehr wohl um einen Kamp gehandelt haben, der ursprünglich im Besitz der Nienborger Schützengesellschaft gewesen ist. Hier fanden vielleicht ehedem die Vogelschießen und Feste der Gesellschaft statt, möglicherweise diente der Grund und Boden auch als zweitweilige Entschädigung für den Schützenkönig. Bereits im 18. Jahrhundert war der Kamp allerdings im Besitz der Nienborger Burgmannfamilie von Graes, die ihn durchaus von der möglicherweise verschuldeten Schützengesellschaft oder von der gesamten Burgmannschaft – in Anlehnung an Pikierplatz – erworben könnte. Am 26. Dezember 1738 verkaufte Johann von Graes, Herr zu Diepenbrock, Loburg und Nienborg den Schüttenkamp mit Garten an den Bülten an den Burgmann Nikolaus Hermann von Beverförde zu Stockum, Voßberg und Nienborg.
Zu Beginn des 19. Jahrhunderts – nach 1805 – scheint die Nienborger Schützengesellschaft aufgehört haben zu bestehen. Ein nächstes Fest ist erst wieder 1821 nachweisbar. 1834 wurde auf Wunsch der Bevölkerung durch Bürgermeister von Plönies ein Schützenfest angeordnet und gefeiert. Damals entstand wohl der Schützenverein, der noch heute unter dem Namen „Allgemeiner Bürgerschützenverein“ besteht und aus dem Vereinsleben der Gemeinde nicht mehr wegzudenken ist. Seit 1834 wurde wieder regelmäßiger Vogelschießen veranstaltet.