Präsident Karl Jöhne hält die Gedenkrede am Kriegerehrenmal
Wenn Hauptmann Herbert Wolbeck bei der Kranzniederlegung beim Schützenfest des Allgemeinen Bürgerschützenvereins Nienborg 1520 e.V. am Kriegerehrenmal am 4. August 2014 (Montag) das Kommando „Helm ab zum Gebet” gibt und der Musikverein Nienborg das Lied „Ich bete an die Macht der Liebe“ spielt, gedenken die Mitglieder des Schützenvereins in diesem Jahr besonders den 57 Männern aus Nienborg, die im 1. Weltkrieg den Soldatentod fanden – vielfach Vorfahren der Mitglieder des Schützenvereins. Ihnen war es nicht gegönnt, vor einhundert Jahren ein Schützenfest zu feiern.
Kranzniederlegung
Präsident Karl Jöhne, der es mit seinen alljährlichen Ansprachen versteht, die Zuhörer in seinen Bann zu ziehen, wird an dem Mahnmal für die Kriegswirren, an die Gefallenen und an die damalige Zeit erinnern.
Schützenfest 1914: Antrag und Genehmigung
In der Vereinschronik ist zu lesen, dass der Verein am 17. Juli 1914 beim Amt Nienborg die Erlaubnis beantragte, am Montag und Dienstag (3./4. August) sein Schützenfest mit Vogelschießen, Polonaise und großem Festball feiern zu dürfen. Niemand ahnte, dass an den geplanten Festtagen Krieg herrschen würde und Soldaten – auch aus Nienborg – schon zu den Fronten unterwegs waren. Ehrenamtmann Freiherr Clemens von Weichs und dem Ersten Beigeordneten Bernhard Rosery kannten die Spannungen europäischer Mächte, unmittelbare Kriegsgefahr sahen sie nicht und erteilten die Genehmigung zum Fest. Beide glaubten noch an den von „Sr. Majestät bis zur letzten Stunde angestrebten Friedensverhandlungen”, wie Rosery später berichtete. Diese Hoffnung blieb unerfüllt. Für die Offiziere wurden neue Hüte angeschafft, das Schützenfestzelt und die Kirmes waren bereits aufgebaut.
Hauptlehrer Hermann Hugenroth sen.
Hauptlehrer Hermann Hugenroth (+ 1951) hielt den Ausbruch und die Geschehnisse des 1. Weltkrieges in seinem Tagebuch fest. Heimatforscher Albert Bömer hatte das Tagebuch von Familie Hugenroth erhalten und das in Sütterlinschrift verfasste Selbstzeugnis übersetzt. „Alles rüstete sich zur Feier dieses bei Jung und Alt beliebten Festes. Am vorausgehenden Sonntag wurde nach altem Brauch ein Strauß von Birkengrün in festlichem Zuge zur Schützenstange gebracht und an deren Spitze befestigt. Wer hätte gedacht, dass der stattliche Strauß, ohne eine Woche später von dem hölzernen Vogel abgelöst zu werden, an der Stange verwelken sollte, genauso, wie es anno 1870 der Fall gewesen war?”, schrieb Hermann Hugenroth. Infolge der überstürzenden Ereignisse verstrich niemand mehr einen Gedanken an die Feierlichkeiten. „Krieg steht bevor”, in den Tagen vor dem Fest wurde die telegraphische Depeche des „Münsterischen Anzeigers“ an die Post angeschlagen. Wenige Stunden später brachte der Telegraph den kaiserlichen Befehl betreffend den Kriegszustand über das Deutsche Reich. Große rote Plakate an Gebäuden im Ort und den Bauerschaften machten diese Maßnahme öffentlich. Die Aufregung in der Bevölkerung war groß, wusste man doch, dass der Mobilmachungsbefehl und mit ihm der Krieg auf dem Fuße folgen werde. Tags darauf, am 1. August, wurde der Mobilmachungsbefehl durch Maueranschlag von weißem Papier verbreitet. Das Läuten der Sturmglocke setzte die Bevölkerung von dem weltbewegenden Ereignis in Kenntnis. Grauen, Angst und Todesbangen, aber auch Mut und Begeisterung machten sich breit. Die Menschen strömten auf die Straße, Tränen flossen. „Es war einleuchtend, dass die Sturmglocke für machen wackeren Kämpfer aus unserer Mitte zugleich die Totenglocke war”, wusste Hermann Hugenroth, dass über so manchem Haus bitteres Wehe hereinbrechen werde. An der Kirche sammelten sich die scheidenden Soldaten.
Pfarrer August Bischoff
„Ein rührender Anblick war es, als der ergraute Seelenhirte Pfarrer Buschoff bei ihnen erschien, um ihnen die Worte der Ermahnung und des Trostes mit auf den Weg zu geben, auf dem dornenvollen Pfad, den sie nunmehr beschreiten mussten.” Mit dem Heldenliede „Ich bin ein Preuße” verließen die Soldaten singend ihr trautes Heimatdort und bestiegen mutig und gefasst den Zug, der sie zur Grenze des bedrohten Vaterlandes befördern sollte.
Soldaten des 1. Weltkrieges
Engelbert Voß
Unbekannte Soldaten
Unbekannte Soldaten
Albert Vöcking ließ als erster Soldat aus Nienborg sein Leben im 1. Weltkrieg
Königsplakette 1912
Zwischen 1912 und 1921 weist die Chronik des Schützenvereins eine Lücke auf. Schreiner Franz van Ledden und Wilhelmine Büning, Königspaar in 1912, wurde erst 1921 durch das Königspaar Theodor Schulze und seiner Ehefrau Elisabeth Riegas abgelöst, als der Verein in harmonischer Weise sein erstes Schützenfest nach dem 1. Weltkrieg feierte.
Das Kriegerehrenmal
Um die Opfer der Kriege wieder ins Gedächtnis zu bringen, sind in einer Sandsteinmauer im Halbrund die Namen von einem Toten des Feldzuges 1870/71, 57 Toten des 1. Weltkrieges und 123 Toten des 2. Weltkrieges in die Tafeln eingraviert. 164 Namen entfallen auf Nienborger Kriegsopfer und 17 auf Gefallene, deren Angehörige nach dem 2. Weltkrieg in Nienborg eine neue Heimat fanden.
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