Allgemeiner Bürgerschützenverein Nienborg seit 1520
Das Nienborger Schützenwesen kann bis 1520 zurückdatiert werden.
Im Jahre 1995 feierte der Schützenverein sein 475jähriges Jubiläum.
Damit ist die Nienborger Schützengesellschaft die am frühestens belegte in der Gemeinde Heek und zugleich auch eine der ältesten im westlichen Münsterland. Das Jahr der ersten Erwähnung allerdings ist rein zufällig überliefert und sagt nichts über das tatsächliche Alter dieser Schützengesellschaft aus.
Im Jahre 1980 feierte der Allgemeine Bürgerschützenverein Nienborg sein 300jähriges Bestehen.
Als Nachweis diente das älteste erhaltene silberne Schild der Schützenkette aus dem Jahre 1680 mit dem Namen des Königs Bernardus Hermannus v(on) Billerbeck. Schriftliche Zeugnisse über das Nienborger Schützenwesen aus der Zeit vor 1800 waren damals noch unbekannt.
Die erhaltenen silbernen Königsschilder seit 1680, die immerhin einige Namen von Schützenkönigen und Schützenköniginnen überliefern sowie überhaupt die Feiern von Vogelschießen informieren, stellten daher eine willkommene Ergänzung dar.
Deren Ursprung wird sicherlich im 15. Jahrhundert liegen, wie Erkenntnisse über die Entwicklung des westfälischen Schützenwesens nahe legen.
In einem Karton mit unverzeichneten Gerichtsakten, etc. des 16. bis 18. Jahrhunderts fand Josef Wermert 1991 im Archiv des Hauses Egelborg in Legden Fragmente von Rechnungen der Nienborger Burgmannschaften aus dem 16. Jahrhundert. In einer dieser zum Teil durch Feuchtigkeit zerstörten Rechnungen aus dem Jahre 1520 fand sich der älteste bisher bekannt Beleg für das Schützenwesen in Nienborg. Hier heißt es, dass man dem Lubbert Lubbertes für eine Tonne Bier, die man vertrunken habe auf Sonntag nach dem Festtag der heiligten Margaretha, „als men den papegoge shot“, Geld bezahlt habe. Die Burgmeister spendierten also der städtischen Schützengesellschaft beim Vogelschießen – man damals noch auf einen hölzernen Papagei (paegoge) – eine Tonne Bier. Der genannte Lubbert Lubbertus dürfte ein Wirt oder Bierbrauer gewesen sein.
Die nächste Erwähnung des Nienborger Schützenwesens entstammt den Jahresrechnungen der Familie von Raesfeld zu Haus Hamern bei Billerbeck aus dem Jahre 1557. Hier findet sich der Eintrag, dass man für einen den Schützen in Nienborg gespendete Tonne Bier 18 Schillinge bezahlt hatte. Der Spender des Bieres war Ludger von Raesfeld zu Hamern, Burgmann zu Nienborg und Bruder des münsterischen Fürstbischofs Bernhard von Raesfeld (1557 – 1566). Ludger war seit 1540 (Ehevertrag) mit Christina, der Tochter des Nienborger Burgmanns Gerlach de Berver verheiratet und besaß ein Burglehn unmittelbar am Burgtor in Nienborg auf dem Grund und Boden, auf dem heute das Haus der Familie Fabry steht.
Andere Belege über die Existenz der Nienborger Schützengesellschaft enthalten weitere Rechnungen der Nienborger Burgmannschaften aus dem Hause Egelborg. Sie liegen allerdings nur für wenige Jahre vor. Die Belege stammen aus den Jahren 1591, 1592, 1654, 1655, 1656, und 1657 und beziehen sich ebenfalls auf Bierspenden an die Schützen, diesmal jedoch wieder aus der Kasse der gesamten Burgmannschaft.
Auffällig ist, dass keine Belege über Bierspenden an die Nienborger Schützen in den ebenfalls erhaltenen Rechnungen der Jahre 1613/14 – 1624/25 und 1643 – 1651 sowie 1658 zu finden sind.
Infolge der Erfindung des Schießpulvers war die Landesburg im 16. Jahrhundert zunehmend bedeutungsloser geworden. Der 14. Februar 1593 bedeutete schließlich das Ende der Burg als militärische Anlage. Nienborg war an diesem Tag von im spanischen Sold stehenden twentischen Soldaten erobert, geplündert und teilweise in Brand gesteckt. Die Burgmannshäuser wurden zwar wieder aufgebaut, dienten ihren Bewohnern jedoch nur noch als Wohnung. Strategische Bedeutung besaß Nienborg fortan nicht mehr, und es hatte im 17. Jahrhundert ebenso wie viele andere Orte unter durchziehende Truppen zu leiden. Auch zogen die Burgmänner mehr und mehr aus Nienborg ab. Es finden sich nach 1600 nur noch wenige in Nienborg selbst wohnende Burgmannsfamilien. Das bedeutet für die Bürger, dass diese in zunehmendem Maße die Verteidigung der Burg und “Stadt“ selbst zu übernehmen hatten.
Die Könige kamen damals allesamt aus wohlhabenden Familien, was sich besonders an den für diese Zeit ungewöhnlich großen Königsplaketten zeigt. Die Tatsache, dass fünf der Könige aus dem 17. und 18. Jahrhundert als Bürgermeister von Nienborg beurkundet sind, spricht ebenfalls für sich.
Die wenigen Jahre nach Beendigung des Dreißigjährigen Krieges (1618 – 1648) mit dem Jahre 1654 wieder nachweisbaren Vogelschießen und Schützenfeste sind zum einen auf ein gesteigertes Lebensgefühl der Bürger nach all den Drangsalen der vergangenen Jahre zurückzuführen.
In wirklichen gefährlichen Situationen und Zeiten verließen sich die Burgmänner damals natürlich nicht auf die Verteidigungskraft der Bürger allein. Wie aus dem Spanisch-Niederländischen und auch aus dem Dreißigjährigen Krieg bekannt ist, wurden damals für gewisse Dienstzeiten Soldaten angeworben. Daneben bestand ja auch die Verteidigungspflicht aller Bürger.
Über den Einsatz der Schützen hören wir nur einmal, und zwar aus dem Jahre 1643, als die anwesenden Burgmänner Torck, von Wüllen, de Baek, von Beverförde und von Billerbeck ihre Diener und Schützen („schutzen“) aufboten, um aus der Ammerter Mark Holz zu holen und zu bewachen.