Ferdinand Frerich gt. Schulte
Vor 60 Jahren starb Ferdinand Frerich gt. Schulte, der auf das Engste nicht nur mit dem Allgemeinen Bürgerschützenverein Nienborg, sondern mit der gesamten Gemeinde Nienborg war und dessen Andenken noch heute in Ehren steht.
Ferdinand Wilhelm Theodor gt. Schulte wurde am 23. Juni 1869 in Langendreer als Sohn des am Hattinger Werkes tätigen Direktors Doktor Wilhelm Frerich gt. Schulte und dessen Frau, der Französin Rosine Alphonise Constanze, geb. Seurot geboren. Der Überlieferung nach soll die Familie von einer alten Adelsfamilie von Frerk abstammen.
Schon zu frühester Jugend an war Ferdinand im Gegensatz zu seinem Vater, der Mathematiker war, mehr den Dingen künstlerischer Natur zugewandt, was vielleicht in der Erziehung durch seine französische Mutter seine Begründung findet. Er verstand es nicht nur mehrere Instrumente zu spielen, sondern zeichnete sich auch auf anderen künstlerischen Ebenen aus, wie der Schriftstellerei und Malerei.
Nachdem am 24. November 1891 der Industrielle Johann Dües aus Ahaus in Nienborg in einem auf der Burg eingemieteten Gebäude eine Zweigniederlassung seiner Geloschenfabrik eröffnet hatte, zog Ferdinand Frerich gt. Schulte, der in dieser Zeit in der Firma Dües tätig war, nach Nienborg, Hauptstraße 16. Der Fabrikant Johann Dües erwarb 1900 das alte Uppenkampsche Fabrikgebäude und verlegte hierin die Nienborger Filiale seiner Geloschenfabrik. Ferdinand wurde in diesem Betrieb, der zu dieser Zeit etwa 60 Menschen Arbeit gab, Werkführer.
Am 16. Mai 1905 heiratete Ferdinand in der Kirche zu Nienborg Helena, die Tochter des Bauunternehmers Friedrich Wilhelm Stiepelmann und dessen Frau Frederike, geb. Kieserling. Dieser Ehe entsprossen zwei Töchter, Gertrud und Eugene Hermine, geboren zu Nienborg 1903 und 1906.
In Nienborg war Ferdinand von Anfang an aktiv im Vereinsleben beteiligt. 1894 war er einer der Mitbegründer des Kriegervereines, einem Zusammenschluss gedienter Soldaten. Von 1894 bis 1905 bekleidete Ferdinand hier das Amt des Kassierers. 1914 wurde er 1. Schriftführer. Besondere Verdienste erwarb er sich in diesem Verein durch die Leitung und Organisierung von Theateraufführungen. 1901 gründete er eine Kriegermusikkapelle, die jedoch nur bis 1906 existierte.
Im Schützenverein war Ferdinand Frerich gt. Schulte Schriftführer, bis er dieses Amt 1908 niederlegte. Seit wann er diesen Posten bekleidete, ist nicht bekannt, da keine Protokolle vor 1908 erhalten sind.
Große Anerkennung fand er, als er dem Verein auf der Generalversammlung am 9. Juli 1911 beim Wirt Rosery (heute Gaststätte Nonhoff) ein von ihm erstelltes Schilderbuch mit dem Titel „Schilder und Chronik des Schützenvereines Nienborg“ vorlegte.
(Das Burgtor um 1900 (gemalt von Ferdinand Frerich gt. Schulte)
In künstlerischer Weise hat er darin die Königsschildcer der Schützenkette in Tusche eingezeichnet und außerdem das Buch mit Aquarellen des Burgtores und der alten Kirche sowie mit dem Burgmannssiegel von 1326 ausgeschmückt. Ihm ist es zu verdanken, dass zwei später verlorengegangene Königsschilder wenigstens im Bild erhalten sind.
Ferdinand wohnte seit 1907 in dem von ihm erbauten Haus, Achter de Stadt 18. Er zog 1925 nach Ahaus, nachdem die Geloschenfabrik Dües bereits 1922 infolge ungünstiger Arbeitsverhältnisse den Betrieb in ihrer Nienborger Filiale eingestellt hatte.
Er verstarb am 12. Juni 1945, seine Ehefrau kurze Zeit später am 2. Juli des selben Jahres. Kurz vor seinem Tod begann Schulte gegen Ende des zweiten Weltkrieges damit, Sagen, Erzählungen und Brauchtum verschiedenster Art aus dem damaligen Kreis Ahaus aufzuschreiben. Viele seiner interessanten Erzählungen und Sagen hat er in den Ahauser Kreiskalender 1923-27, in der Zeitschrift Westmünsterland – Münsterland 1914 – 22 sowie in den Heimatblättern für das Nordmünsterland 1923 – 24 veröffentlicht. Der Verfasser dieses Lebensbildes hat die auf Nienborg bezüglichen Erzählungen 1980 in der Festschrift des Allgemeinen Bürgerschützenvereins Nienborg erneut abgedruckt.
Nienborg verdankt dem eifrigen Sammler, dass 21 Liedtexte und Melodien, die im Liedarchiv der Volkskundlichen Mission Münster archiviert sind, erhalten geblieben sind. Auch die Beschreibung des in den 20er Jahren noch üblichen Brauchtums der Lambertusfeier in Ahaus ist von ihm überliefert worden, dazu die Texte von neun Liedern.