Kirmes
Kirmes 1937
Eng verbunden mit dem Schützen- und Sommerfest ist seit jeher die alljährliche Kirmes.
Jung und alt treffen sich auf dem Kirmesplatz. Jahr für Jahr finden viele auswärtige Besucher den Weg nach Nienborg. Viele Weggezogene nutzen die Kirmes zu einem Besuch ihrer Heimat.
Nach dem Kirmesbummel wird bis tief in die Nacht die Kirmes in den Gaststätte Nienborgs gefeiert.
Rasant geht es beim Musikexpress von Rasch zur Sache.
In Tovar’s Autoscooter versucht sich nicht nur der Nachwuchs als Fahrer. Beim Schäskenfahren werden hier vielfach auch erwachsene Fahrer gesichtet.
Zum Schützenfest und Sommerfest gehört auch alljährlich die Kinderbelustigung am Samstagnachmittag im Festzelt.
Die Geschichte der Kirmes
Die Nienborger Kirmes und das Sommer- oder Schützenfest, diese Feste gehören unzertrennlich zueinander. Seit frühester Zeit ist die Kirmes sehr eng mit den Festlichkeiten des Allgemeinen Bürgerschützenvereins Nienborg verbunden und das ganze Dorf ist traditionell am ersten Augustwochenende bei diesem Volksfest auf den Beinen. Dorfchronist Albert Bömer nahm dieses zum Anlass, einmal einen Blick in die Geschichte der Kirmes zu werfen. Während die Geschichte des Schützenvereins auf das Jahr 1520 zurückgeht, ist die Nienborger Kirmes kurz nach dem Ende des 30-jährigen Krieges, also nach 1648, nachweisbar. „Sie hatte zwar in erster Linie noch den religiösen Kontext, der doch im Laufe der Zeit zum öffentlichen Markt umfunktionierte“, weiß Bömer, dass die Kirmes, zu niederdeutsch „Kermis“ schon im Mittelalter als religiöses Kirchweihfest gefeiert wurde. Anfänglich fand die „Kermis“ am Heilig-Geist-Armenhaus, dem heutigen Standort der Tierarztpraxis Dr. Steiner auf der Kridtstraße statt, wo bis zum Abbruch im Jahre 1981 das Armenhaus stand. „Hierzu sollen auch Messen und Segnungen in der dazugehörigen Armenhaus-Kapelle durchgeführt worden sein, der Kirchweihe entsprechend“, berichtet Albert Bömer weiter, dass bis kurz nach 1800 in der Kapelle die Messe gelesen wurde. Danach wurde der Standort in die Knoar verlegt, eine damalige Sackgasse am südlichen Ende der Hauptstraße, dem heutigen Ortsausgang Richtung Heek. „Die Straße nach Heek und Ahaus gab es damals noch nicht“, weiß Bömer, dass eine Art Wendehammer genügend Platz für das bunte Treiben bot. Als der Landrat Theodor von Heyden 1855 die Straße nach Ahaus errichten ließ mussten drei Häuser der Straße weichen. Da der Platz nicht mehr geeignet war und die Kirmes mittlerweile zu einem richtigen Markt mit Kinderbelustigungen mutiert war, wurde diese in die Hauptstraße (ab Höhe Niestadt) und auf den Marktplatz, wo sie heute noch stattfindet, verlegt. Die Kirmes galt in dieser Zeit bis vor wenigen Jahren als die größte im Altkreis und war insbesondere als die “Boahnendöpper Kermis” bekannt, da sie zu der Zeit stattfindet, in der die Bohnen geerntet werden. Bis 1906, so ist den Geschichtsbüchern des Schützenvereins zu entnehmen, fand bereits am Kirmessonntag ein Festzug der Schützen durch den Ort statt. Dieser Brauch wurde jedoch abgeschafft, nachdem es in diesem Jahr zu einer Schlägerei mit Eperaner Jugendlichen gekommen war. Diese hatten die Nienborger Schützen während des Festzuges durch ans Hemd geheftete Bohnen verspottet. Als am 2. August 1934 Reichspräsident Paul von Hindenburg starb musste wegen der Landestrauer das Sommerfest des Schützenvereins ausfallen, zum Glück für die Nienborger konnte die Kirmes abgehalten werden. Erst in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg zentrierte sich die Kirmes auf das heutige Gelände, weg von der nördlichen Hauptstraße. Wo heute Autoskooter, Musik-Express und das Kinderkarrussel das Kirmesleben bestimmen, gab es nach dem 2. Weltkrieg das Kettenkarrusel vor der Wassermühle, die legendäre mit einer Handbremse betriebene Schiffschaukel von Heinz Heutz aus Heek und die Schießbude von Otto Krause, erinnert sich der amtierende Schützenkaiser Wilhelm Mensing. In den 60er Jahren kam erstmalig Familie Kracke aus Ochtrup mit der „Losbude“ nach Nienborg. Am Sonntag ruhen traditionell die Festlichkeiten des Schützenvereins und das ganze Dorf feiert seine Kirmes. Jung und Alt treffen sich auf der Kirmes. „Viele auswärtige Besucher, vor allem aus Heek und Epe, finden den Weg in die Dinkelgemeinde und feiern mit den Nienborgern die Kirmes“, weiß Wilhelm Mensing, dass eigens zu den Festtagen auch viele ehemalige Nienborger das Fest zu einem Besuch ihrer alten Heimat nutzen. Der 71-jährige kann sich noch an seine Kindheit erinnern, als es Tradition war, dass die Väter und Großväter nach dem sonntäglichen Hochamt zum Frühschoppen in die Kneipen gingen. Früher wie heute klingt der sonntägliche Kirmesbummel am späten Abend in den Gaststätten und dem abschließenden „Schäskenfahren“ im Autoskooter oder im Musik-Express aus. „Bis vor einigen Jahren gab es in den Gaststätten noch Livebands, die zum Tanz aufspielten“, blickt Wilhelm Mensing zurück, als zur Höchstzeit 11 Gaststätten in Nienborg existierten . „Wenn wir alle Kneipen durch hatten, wurde es Zeit, dass wir nach Hause kamen“, weiß der Schützenkaiser selbst zu gut, dass die Nacht zu Montag für die Schützen damals wie heute nicht besonders lang ist. Um sechs Uhr erklingt „Freut euch des Lebens“ beim Wecken durch den Musikverein und die tollen Tage finden im Festzelt in der Niestadt und auf der Kirmes ihre abschließende Fortsetzung.